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Pfarreigebäude St Maria Ins

Wettbewerb im offenen Verfahren 2016, 2. Rundgang
Ins, BE

Zusammenarbeit mit Saina Nicolet, Architektin 
Visualisierung Georg Hana


Setzung/Aussenraum
Das kompakte Volumen des Pfarreigebäudes ist präzise an die westliche Parzellengrenze gesetzt und spielt dadurch einen grosszügigen öffentlichen Vorplatz auf Strassenniveau frei. Optisch rückt die Kirche durch die Setzung des Erweiterungsbaus im Westen in das Sichtfeld der Strasse und somit näher ins Dorf. Eingefasst durch Erweiterungsbau, Böschungsmauer und Treppe dient der Vorplatz als Ankunftsbereich für die Kirche. Eine Rosskastanie bildet das Zentrum des Vorplatzes und lädt durch die umlaufende Sitzbank zum Verweilen und Warten ein.
 
Umgebungsgestaltung
Der Eingang der Kirche und der Erweiterungsbau sind über eine Betonplatte optisch miteinander verbunden. Im Bereich des Erweiterungsbaus schützt ein Vordach vor der Witterung. Betonplatte und Kirche sind neu mehrheitlich von Schotterrasen umgeben, was die abstrakte Geometrie der Kirche unterstützt. Der halbfeste Schotterrasen ermöglicht flexible Weiterentwicklungen durch die Nutzerinnen und Nutzer. Der Fussweg an der südwestlichen Parzellengrenze bleibt bestehen.
 
Gebäude / Flexibilität
Der Erweiterungsbau hat zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Eine gemeinsame Zone mit Treppe, Lift und natürlicher Belichtung erschliesst die drei Geschosse und den Vorplatz mit der Ebene der Kirche. Der Raum bietet Platz für Garderobe, Foyer und einen Wartebereich im Erdgeschoss.
Die drei Geschosse unterscheiden sich in ihrer Raumgeometrie und Ausrichtung. Im Dachgeschoss befindet sich der Unterrichtsraum, belichtet über ein grosses rundes Fenster und definiert über die Geometrie des Satteldachs. Im mittleren Geschoss befindet sich der Saal mit Magazin und Küche. Der Saal ist quadratisch und orientiert sich zu allen vier Himmelsrichtungen: zum Redner, zum Eingang/Besucher, zum Dorf und zur Kirche. Die vier Ausrichtungen werden durch Betonelemente verstärkt. Durch die neutrale Form sind verschiedenste Nutzungen möglich.
Im untersten Geschoss befinden sich die Räume für die Leitung. Die Eingangshalle dient der Erschliessung der Kirche über eine Liftanlage und gleichzeitig bei Büröffnungszeiten als Aufenthalts- und Pausenraum. WC-Anlagen befinden sich der Nutzung entsprechend auf jedem Geschoss.
 
Tragstruktur
Die Fassade des Erweiterungsbaus ist tragend. Alle Zwischenwände sind nicht-tragend und können in Leichtbauweise ausgeführt werden. Dies ermöglicht eine hohe Planungsflexibilität und vereinfacht zukünftige Umnutzungen.
 
Fassade / Materialisierung
Die Längsfassaden unterscheiden sich durch ihre differenzierten Öffnungen von den geschlossenen Seitenfassaden, welche mit rotem Recyclingbeton verkleidet sind. Sie bilden eine ganzflächige Ebene mit jeweils nur einem bestimmenden Element (Haupteingangstüre oder rundes Fenster). Die Längsfassaden bestehen aus vorfabrizierten Betonelementen. Die unterschiedliche Dimensionierung der einzelnen Elemente bewirkt eine Tiefenwirkung der Fassade, welche den Massstab des Gebäudes fragmentiert.
Die Materialisierung der Eingangshalle im Gebäude unterscheidet sich nicht von der äusseren Erscheinung. Die Wände sind im gleichen rötlich eingefärbten Beton. Dies unterstreicht den öffentlichen Charakter dieses Raumes. Ganz anders sind Saal, Unterrichtsraum und Büros materialisiert. Sie sind einheitlich mit Holz verkleidet und bilden dadurch eine andere Atmosphäre.
 
Umgang mit schützenswerten Bauten
Durch den Platz auf Strassenniveau wird der Zugang zur Kirche wieder öffentlicher und sichtbarer gestaltet. Die Kirche rückt optisch näher zum Dorfkern. Die Freilegung der Kirche mit Anbauten und Bodenplatten verstärkt seine abstrakte und geometrische Form. Nur die runde Bodenplatte berührt den Bau.  
 
Das Pfarreigebäude als kompakter Erweiterungsbau hält sich deutlich zurück und lässt der Architektur der Kirche den Raum, den sie eigentlich verdient. So nähert sich der Bau mit der rötlichen Betonfassade der Materialisierung an, ohne diese zu kopieren. Die geometrische und abstrakte Ausformulierung der Seitenfassaden bildet ein Gegenüber. Die Längsfassade zur Strasse und die zur Kirche orientierte Fassade betonen den menschlichen Massstab. Die Strukturierung der Betonelemente orientiert sich am Backstein und verdeutlicht die Geschossigkeit und die Tektonik des Gebäudes.
 
Komplexität des Bauablaufs
Der laufende Betrieb der Kirche bestimmt den Bauablauf. Die Kirchenzugänge müssen jederzeit gewährleistet sein. Als erste Massnahme der Sanierung kann die neue Sakristei an der Nord-Westfassade der Kirche angebaut werden. Der Rückbau der bestehenden Annexbauten (Sakristei, Holzschuppen) kann anschliessend vollzogen werden. Während des Rückbaus des heutigen Pfarreigebäudes ist die Kirche nur über den Fussweg südwestlich der Parzelle erschlossen. Nach dem Rückbau und dem Aushub werden prioritär die Stützmauer inklusive der Gebäuderückwand und die Aussentreppe erstellt. Anschliessend wird der Erweiterungsbau mit normalem Bauablauf nach SIA erstellt.
 
Energie
Ein zweischalig-betoniertes Mauerwerk mit innenliegender Dämmung sorgt für einen durchgehend geschlossenen Dämmperimeter. Die Arbeitsplätze sind durch die Position an der Südfassade optimal mit Tageslicht belichtet. Der integrierte aussenliegende Sonnenschutz und die Verkleidungen aus Holz sorgen für ein gutes Innenraumklima.